Ismet Briga, der Bürgermeister der ostbosnischen Stadt Gorazde, hat gestern vor einer Aufteilung Bosnien-Herzegowina gewarnt. Innerhalb der internationalen Gemeinschaft gebe es "mächtige Faktoren", die daran ein Interesse hätten, so Briga in einer telefonischen Pressekonferenz, die das Büro des CDU-Bundestagsabgeordneten Stefan Schwarz organisiert hatte. Für den Fall, daß sich diese Faktoren durchsetzten, sagte der Bürgermeister "30 Jahre Krieg" voraus.
Zeitgleich traf in London erstmalig eine "Bosnien-Kontaktgruppe" der USA, Frankreichs, Großbritanniens, der Bundesrepublik und Rußlands zusammen. Hohe Diplomaten suchen nach Angaben eines Sprechers vor allem nach Wegen, die Kämpfe in Bosnien "möglichst schnell zu Ende zu bringen" und "die Verhandlungen für eine dauerhafte Lösung des Konflikts" weiterzuführen. Das Gremium war von den Außenministern der beteiligten Staaten nach Gesprächen mit dem Vermittler der russischen Regierung in Ex-Jugoslawien, Witali Tschurkin, in London gebildet worden, um die diplomatischen Anstrengungen in Bosnien zu bündeln. Ihm gehören US-Botschafter Charles Redman, Tschurkin, der französische Botschafter Masset, David Manning und Pauline Neville-Jones vom britischen Außenministerium sowie der für Bosnien zuständige Koordinator im Auswärtigen Amt, Michael Steiner, an.
US-Außenminister Warren Christopher kritisierte derweil den bisherigen Ablauf des serbischen Rückzugs aus Gorazde. "Es hat Bewegung gegeben, aber noch nicht genug", sagte der Minister, der in der englischen Hauptstadt mit seinem britischen Pendant Douglas Hurd zusammengekommen war. Nach Belgrader Angaben wollen die bosnischen Serben ihre Artillerie bereits vor Ablauf des Ultimatums verlegt haben. Auch die Infanterie befinde sich schon außerhalb des angeordneten Drei-Kilometer-Umkreises um Gorazde.