Nach Ansicht des bosnischen UN-Botschafters Mohmaned Sacirbey ist die Bosnien-Initiative der Europäischen Union (EU) "fehlgeschlagen". Weder Serben noch Kroaten seien zu den von der EU geforderten territorialen Konzessionen an die bosnischen Muslimanen bereit, erklärte Sacirbey gestern gegenüber der taz am Rande einer Tagung in London. Deshalb werde die bosnische Regierung auch nicht an den ursprünglich geheimen Bosnien-Gesprächen am Wochenende im griechischen Saloniki teilnehmen.
An dem Treffen in Saloniki sollten die Präsidenten Serbiens, Kroatiens und Bosniens sowie die Führer der bosnischen Serben und Kroaten teilnehmen. Der Vorbereitung sollte offenbar auch ein für gestern nachmittag angesetzter Besuch des EU-UNO-Duos David Owen und Thorvald Stoltenberg in Belgrad dienen. Aus Genfer Kreisen hieß es, die beiden Jugoslawien-Vermittler wollten über den serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic Druck auf die bosnischen Serben ausüben.
Laut Sacirbey hätten diese im Rahmen der bilateralen Gespräche, die seit der Unterbrechung der Genfer Verhandlungen vor einer Woche in Zagreb und Sarajevo geführt worden, zwar weiterhin ihre Absicht betont, die bosnische Hauptstadt zu teilen. Bezüglich der in der EU-Initiative geforderten Rückgabe von Gebieten in Ostbosnien an die Regierung in Sarajevo aber sei der "Parlamentspräsident" der bosnischen Serben, Momcillo Krajisnik, zu keinen Zugeständnissen bereit gewesen.
Sacirbey betonte, daß für die mehrheitlich muslimanische bosnische Regierung eine Teilung ihrer Hauptstadt weiterhin nicht in Frage käme. Auch die Gespräche mit den bosnischen Kroaten über die Frage des Zuganges einer künftigen bosnisch-muslimanischen Teilrepublik zur Adria hätten keinerlei neue Ergebnisse gebracht. Um den Genfer Verhandlungsprozeß wieder in Gang zu bringen müsse nun die EU einen neuen Vorstoß auf der Basis des Owen-Stoltenberg-Vorschlages machen. Dort war die Umwandlung Bosnien-Herzegowinas in eine lockere Föderation dreier ethnischer Staaten unter UN-Aufsicht vorgesehen gewesen. Sarajevo hätte demnach für mindestens zwei Jahre einer UN-Verwaltung unterstellt werden sollen. Davon war bereits in dem vom deutschen Außenminister Klaus Kinkel und seinem französischen Pandant Alain Juppe angeregten EU-Vorschlag nicht mehr die Rede gewesen.
Derweil verschärften sich die Kämpfe um Sarajevo gestern erheblich. Auch in den Regionen um Sapna und Mostar kam es erneut zu schweren Kämpfen.