Nach Angaben des bosnischen Serbenführers Radovan Karadzic betrachtet die internationale Kontaktgruppe ihren Teilungsplan für die umkämpfte Republik nur noch als "Grundlage" für weitere Verhandlungen. Ein entsprechendes Fax des US-Sondergesandten Charles Thomas habe er am Donnerstag abend erhalten, sagte Karadzic gestern der Nachrichtenagentur Reuter. Bisher hatten die Kontaktgruppen-Staaten USA, Rußland, Frankreich, Großbritannien und Deutschland ausdrücklich jede Änderung an ihrem Teilungsvorschlag - 51 Prozent Bosnien für die kroatisch-muslimische Föderation, 49 Prozent für die Karadzic-Serben - abgelehnt. Aus Bonn hieß es dazu, Washington habe die entsprechende Kontaktgruppen-Erklärung mitgetragen. Informationen über eine neue Haltung Washingtons lägen nicht vor.
Im "Parlament" der bosnischen Serben ist es derweil offenbar erstmalig zu einer Spaltung gekommen. Die Nachrichtenagentur der bosnischen Serben, "Srna", berichtete gestern, sieben Abgeordnete seien am Donnerstag abend in offene Opposition zu Karadzics "Serbischer Demokratischer Partei" (SDS) gegangen und hätten eine "unabhängige Gruppe" gegründet. In der selbsternannten "Volksvertetung" sitzen insgesamt 84 Abgeordnete. Nach Einschätzung von Beobachtern sind die sieben Abgeordneten als linksmoderat einzuschätzen. Sie stehen offenbar hinter dem Kurs der Regierung des aus Serbien und Montenegro bestehenden Rest-Jugoslawiens, die den Friedensplan der internationalen Kontaktgruppe unterstützt. Die Mehrheit des bosnischen Serben-"Parlamentes" lehnt den Teilungsplan weiter ab. "Parlamentspräsident" Krajisnik warf den Abtrünnigen vor, "von sich aus" Kontakt mit der Belgrader Regierung gesucht zu haben.