Serbische Panzerverbände haben gestern die Region um die westbosnische Stadt Bihac angegriffen. Die gemeinsame Aktion von Truppen der besetzten kroatischen Krajina und der "Serbischen Republik" in Bosnien richtet sich gegen das fünfte Korps der bosnischen Armee, das in der UN-Schutzzone von den übrigen bosnisch kontrollierten Landesteilen abgeschnitten ist. Nach UN-Angaben konzentiert sich die Offensive auf die Ortschaften Otoka und Radac. Die Stärke der beteiligten Truppen aus der Krajina wurde auf 800 Mann und bis zu acht Panzer geschätzt.
Derweil mehren sich die Hinweise darauf, daß der serbische Präsident Slobodan Milosevic seinen Widerstand gegen eine internationale Kontrolle seiner Blockade der bosnisch-restjugoslawischen Grenze aufgegeben hat. Zwar wollte dies bisher niemand in Belgrad bestätigen. Westliche Diplomaten in der serbischen Hauptstadt hatten aber bereits am Donnerstag abend der Belgrader Nachrichtenagentur Beta mitgeteilt, Milosevic habe zugestimmt. Der bevorstehende Besuch des stellvertretenden russischen Außenministers Witali Tschurkin diene der abschließenden Klärung der Einzelheiten der Stationierung.
Weiter hieß es, Milosevic erwarte als Gegenleistung für seine Zustimmung die schrittweise Aufhebung der 1991 gegen Rest-Jugoslawien verhängten UN-Sanktionen. In New York hatten nach Angaben von Diplomaten am Donnerstag die Beratungen über einen Resolutionsentwurf begonnen, der die Abschwächung des Embargos vorsieht. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP geht es um drei verschiedene Resolutionsentwürfe. Der erste sehe die Abschwächung des Embargos vor, sobald die internationalen Vermittler David Owen und Thorvald Stoltenberg dem UN-Sicherheitsrat die Sperrung der restjugoslawisch-bosnischen Grenze bestätigen. Der zweiter Entwurf drehe sich um die Verschärfung der Sanktionen gegen die bosnischen Serben, während der dritte vorsehe, die Sanktionen gegen Belgrad wieder zu verschärfen, falls die dortige Regierung wieder mit den bosnischen Serben kooperieren sollte.
UN-Generalsekretär Butros Ghali hat sich nach der abgesagten Reise des Papstes nach Sarajevo uneingeschränkt hinter seinen Jugoslawien-Beauftragten Yasushi Akashi gestellt. Akashi habe "niemals" vor der Papst-Reise gewarnt oder dem Vatikan die Absage nahegelegt, sondern in einem Brief "freimütig, ehrlich und präzise" die Sicherheitsrisiken dargelegt. Im weiteren sei die Entscheidung über die Reise einzig Sache des Vatikans gewesen.