Rüdiger Rossig | Journalist | Novinar

Kal aus Belgrad spielen in der naTo | Von Rüdiger Rossig

„Kal“ heiß in der Sprache der Roma „schwarz“. Aber dunkel oder gar depressiv ist der Sound der gleichnamigen Roma-Band aus Serbien, die heute Abend im Leipziger NaTo spielt, überhaupt nicht. Schlimmstenfalls wird einem während des Konzerts des Septetts zwischendurch ein wenig melancholisch zumute. Und das ist auch gut so: Was wäre Zigeunermusik vom Balkan schon ohne Melancholie?

Abseits davon aber spielen Kal eine Art von Gypsy Music, die nicht viel zu tun hat mit südosteuropäischen Dorfblaskapellen wie Boban Markovic oder dem Kocani Orkestar. Die Band um den Belgrader Gitarristen und Sänger Dragan Ristic klingt auch nicht wie die Hochkultur-Variante von Roma-Musik à la Goran Bregovic. Kals Sound ist immer swingend und streckenweise fast rockig. Daher eignet sich die Band auch überhaupt nicht als Projektionsfläche für westeuropäische Balkan-Klischees.

Die sieben Mitglieder von Kal sind sicht- und hörbar keine Landeier, sondern kommen aus der 1,6-Millionen-Einwohner-Metropole Belgrad. Auf ihrer im Februar 2006 beim Berliner Label Asphalt Tango erschienen CD – der zweiten der Band und der ersten, die außerhalb Serbiens zu haben ist – erinnert Kal groovemäßig denn auch weniger an die Gypsy Kings als an die Asian Dub Foundation. "Gypsy Rockabilly" hat Bandleader Ristic das im Interview genannt. Damit liegt er besonders bei den Stücken im Programm richtig, bei denen er seine Gitarre mit dem Bottleneck bearbeitet.

Dabei bleibt Kal durchaus bei traditionellen Instrumenten der Roma-Musik wie Gitarre, Akkordeon, Violine und Stehbass. Aber Ristics Art, sein Instrument zu spielen, die oft zweistimmigen Vokalpartien, die Drums und die Percussion der Band bringen dazu einen Drive ein, der an Rockmusik erinnert ohne dabei Rockmusik zu werden. Verdientermaßen führen Kal seit Wochen die World Music Charts Europe ( www.wmce.de ) mit an.

Donnerstag, 4.5., 20 Uhr 30, naTo, Karl-Liebknecht-Straße 46, 04275 Leipzig, VK 7.-, AK 9.-