Die derzeitige Reisediplomatie des UNO-Kommandanten für Bosnien-Herzegowina, General Rose, als erfolgreich zu bezeichnen, wäre die Übertreibung des Jahresendes. Das nicht nur wegen der mageren Ergebnisse. Heraus kam erstens eine "mündliche Zusage" des muslimischen Separatisten Fikret Abdic zu einem Waffenstillstand in der UNO-Schutzzone Bihac und zweitens "Verhandlungsbereitschaft" der Führung der "Serbischen Republik Krajina" in Kroatien. Schwerer wiegt, daß Rose letztlich die Sache der Aggressoren vertritt.
Sicher, die rund 180.000 Menschen in der Bihac- Tasche brauchen dringend eine Feuerpause. Aber ein Waffenstillstand wird weniger ihnen als dem ehemaligen kommunistische Manager Abdic und seinen serbischen Verbündeten in Bosnien und Kroatien zugute kommen. Denn Abdic, dessen Truppen erst seit wenigen Wochen wieder Velika Kladusa, den Sitz seiner Firma "Agrocomerc" kontrollieren, braucht den Waffenstillstand, um seine Eroberungen zu konsolidieren. Konkret: Die Produktion wieder aufzunehmen und - wie bis zur Eroberung Velika Kladusas durch bosnische Truppen Mitte August - wieder die serbische Kriegspartei mit Agrargütern zu beliefern. Daß Rose von Abdic bisher nur eine mündliche Zusage erhalten hat, dürfte dem Wunsch des Separatistenführers nach einer De-Militarisierung des bis heute unter bosnischer Kontrolle stehenden östlichen Teiles der Enklave geschuldet sein. Unterschreiben wird er wohl erst, wenn die UNO sich bereit erklärt, ähnlich wie in der ostbosnischen UNO-Schutzzone Gorazde, die Entwaffnung der verbliebenen bosnischen Soldaten zu garantieren.
Ähnlich sieht es bei den kroatischen Serben aus: Nach dem Ende der Bedrohung durch das 5. Korps der bosnischen Armee, ist den Machthabern in Knin an einem möglichst stabilen Waffenstillstand gelegen. Was dies in der Praxis heißt, exerzieren Krajina-Serben und UNO-Blauhelme seit knapp drei Jahren in Kroatien vor: Von der "Entwaffnung aller Milizen" oder gar der "Rückführung der Vertriebenen in ihre Heimatorte", die 1991 im Vance-Plan vereinbart worden war, ist nichts zu spüren. Dafür sichern UNO- Blauhelme die Grenzen der Krajina zu Kroatien und kümmern sich um Flüchtlinge aus der "Serbischen Republik" im benachbarten Bosnien.
"Waffenstillstand" steht beschönigend für "Einfrieren der Fronten", ein Begriff, den General Rose auch offen verwendet. Die Menschen in Bihac hätten bei einem Erfolg der Rose-Reise längerfristig zwei Möglichkeiten: Entweder werden sie - wie die Menschen in Gorazde - über Jahre hinweg vegetieren, oder aber ihre Häuser in Richtung Zentralbosnien verlassen müssen. Und das mit dem Segen der UNO.