Einen Tag vor dem Beginn der Kosovo- Konferenz im französischen Rambouillet steht ein Gewinner schon fest: Restjugoslawiens Präsident Slobodan Milosevic. Denn der hat sich hervorragend vorbereitet, die Hauptrolle auf der serbischen Seite wird in Frankreich nicht etwa einem Vertreter von Milosevic zufallen. Im Gegenteil. Der Frontmann Belgrads wird Vuk Draskovic von der "Serbischen Erneuerungsbewegung" SPO sein.
Im letzten Jahr hatte sich Milosevic den bisherigen Oberoppositionellen als Vizepremier in sein Kabinett geholt - quasi als Angebot an die gemäßigten Nationalisten im Lande, für die "Vuk" (deutsch: der Wolf) bisher so etwas wie ein Heiliger war. Seitdem ist Draskovic in den Augen seiner Anhänger und in denen der serbischen Öffentlichkeit im allgemeinen vom sauberen Regimegegner zum Milosevic-Spezialbeauftragten für Westkontakte avanciert. Daß er sich dabei noch brüstet, seine Beziehungen aus seiner Zeit als Milosevic' Hauptfeind zu nutzen, trägt zur Verbesserung seines Images nicht gerade bei.
In Rambouillet könnte sich Draskovic nun politisch endgültig den Hals brechen. Denn weder Milosevic noch dessen Regierung wird von der restjugoslawischen Öffentlichkeit für das Verhandlungsergebnis verantwortlich gemacht werden, sondern er. Die Folge: Weder ein Durchbruch noch ein Scheitern der Gespräche werden Milosevic schaden. Und das in einer Situation, in der die serbische Seite kaum etwas zu gewinnen hat.
Letztlich ist doch allen Beteiligten klar, daß die Albaner, die im Kosovo mit rund 90 Prozent die Bevölkerungsmehrheit stellen, die Region schließlich auch werden verwalten dürfen. Die serbische Delegation kann höchstens einen Minderheitenschutz für ihre Landsleute erreichen. Egal wie erfolgreich Draskovic und Freunde dabei sein werden - die Ergebnisse werden vielen, wenn nicht den meisten Serben nicht schmecken.
Der Schwarze Peter liegt somit von vornherein bei Draskovic, der davon allerdings nichts zu ahnen scheint. Vuk, der "Wolf", der immer wieder behauptet, durch seine Mitarbeit in der Regierung bei Restjugoslawiens Demokratisierung zu helfen, ist und bleibt politisch naiv. Wie käme er sonst darauf, Milosevic würde gerade ihn zu Verhandlungen nach Frankreich schicken, wenn dort eine reale Chance bestünde, das Kosovo-Problem zu lösen?