Zu Beginn der Sendung wurden kurze Spots über den Vietnam- und den Golfkrieg gezeigt. Doch ein Vergleich dieser beiden Medienkriege wurde nicht unternommen. Statt dessen stand das Selbstverständnis der Studiogäste von Gunther Latsch im Mittelpunkt: Francis Best (Ex-ZDF, mittlerweile Vox-Korrespondentin in Sarajevo) und Friedhelm Brebeck (ARD). Letzterer stellt gleich zu Anfang den Sinn von Kriegsberichterstattung im Jahre 1994 klar: "Ich mache das nur für mich", und beantwortete so die eigentliche Frage des Vorspanns gleich mit.
In Bosnien hat die Journalistenzunft begonnen, sich die Illusion ihrer politischen Bedeutung abzuschminken. Francis Best wägt zwar noch ab, welche Bilder des Grauens den ZuschauerInnen zu Hause zugemutet werden können. Die Frage nach ihrer Wirkung jedoch wird nach zwei Jahren der Abstumpfung nicht mehr gestellt. Und Kriegsberichterstatter ist 1994 ein Job wie jeder andere. Als authentische Zeugin hierfür wurde die "bosnische Kroatin", Übersetzerin und Reporterin Daniela Delic (18) aus Tuzla in einem vorher aufgezeichneten Interview mit Latsch vorgeführt. Ihre eingestandene Motivation zur Arbeit im Medienbusiness: die Möglichkeit, sich im Gegensatz zu ihren Altersgenossinnen außerhalb der eigenen Enklave frei zu bewegen, und ein Stück berufliche Perspektive. "Pursuit of Happiness" nennt man das auf gut amerikanisch. Die wichtige Anmerkung, daß Ex-jugoslawische Medienleute nicht den Schutz der UNO-Truppen genießen, der Best und Brebeck als Ausländern zuteil wird, fehlte freilich.
Außen vor blieb am Ende jeglicher Versuch einer Erklärung der derzeitigen Geschehnisse auf dem Balkan. Die Frage nach dem Verlust der Macht, die Bilder in Vietnam noch hatten, wurde nicht mehr aufgenommen. Schade, mich zumindest hätte dies mehr interessiert als die Befindlichkeiten deutscher Korrespondenten. Zumal Francis Best in ihrem Schlußwort auch noch die Friedensbewegung letztendlich für den ganzen Schlamassel auf dem Balkan verantwortlich machen wollte.