Die bosnischen Serben wollen die Versorgung der UN-Schutzzonen im Osten Bosniens blockieren. Ihr selbsternannter "Päsident" Radovan Karadzic kündigte gestern an, die Blockade werde erst wiederaufgehoben, wenn die von der benachbarten Bundesrepublik Jugoslawien vor vier Wochen gegen seine "Serbische Republik" verhängten Sanktionen aufgehoben würden. Die Regierung des aus den exjugoslawischen Republiken Serbien und Montenegro bestehenden Staates hatte die Grenzen nach Bosnien geschlossen, um die dortigen Serben zu einer Annahme des Friedensplanes der sogenannten "Kontaktgruppe" zu zwingen. Trotzdem hatten am vergangenen Wochenende 96,7 Prozent der 700.000 Menschen in der "Serbischen Republik" gegen den Plan gestimmt. Die rund 160.000 Serben in den bosnisch kontrollierten Gebieten hatten genausowenig an dem Referendum teilnehmen dürfen wie die etwa 500.000 serbischen Flüchtlinge im Ausland.
Aktuell wird sich durch die Blockade an der Lage der rund 850.000 Menschen in Ostbosnien und der bosnischen Hauptstadt wenig ändern. Denn schon seit der Verhängung des Belgrader Embargos gegen die "Serbische Republik" hatten Karadzics Milizen keinen Hilfstransport mehr nach Gorazde, Srebrenica, Zepa und Sarajevo gelassen.
Die dort Eingeschlossenen haben sich mittlerweile durch den Anbau von Ost und Gemüse einigermaßen abgesichert. Zudem gibt es überall schwarze Märkte - die von Serben kontrolliert werden. Laut UN-Angaben sichern diese durch den Schwarzhandel mit den Muslimen in den Schutzzonen bis zu zwanzig Prozent ihres Einkommens.
Sollte die Karadzic-Blockade jedoch bis zum Winter dauern, so würde ein Zusammenbruch der Versorgung wahrscheinlich. Im März war die Luftbrücke, die die Menschen in den Enklaven zumindest mit dem Notwendigsten versorgt hatte, abgebrochen worden. Die rund 380.000 Menschen in Sarajevo könnten zwar durch die UN- Luftbrücke versorgt werden. Diese aber wird regelmäßig auch bei geringfügigem Beschuß unterbrochen.