Während vor Ort die Kämpfe eskalieren, wollen die Außenminister der USA, Rußlands und der Europäischen Union heute den bosnischen Kriegsparteien ihren neuen Friedensplan vorstellen. Das von der sogenannten "Kontaktgruppe" aus russischen, US-amerikanischen und europäischen Diplomaten erarbeitete Dokument umfaßt eine neue Karte zur Aufteilung des Landes und einen Maßnahmenkatalog für den Fall, daß eine oder beide Konfliktparteien ihre Unterschrift verweigern. Eine Ablehnung würde nach Ansicht von EU-Unterhändler David Owen den Abzug der UN-Blauhelme und eine sofortige Verschärfung des Kriegs zur Folge haben.
Kern des Plans ist die Teilung Bosniens, wobei den bosnischen Serben 49, der bosniakisch-kroatischen Föderation 51 Prozent zufallen sollen. Kresimir Zubak, der Präsident der vor kurzem gegründeten bosniakisch-kroatischen Föderation, hatte gestern erneut seine Kritik an dem Plan deutlich gemacht. So werde Ostbosnien den Serben zugesprochen, obwohl es vor dem Krieg mehrheitlich von Muslimen bewohnt gewesen sei. Trotzdem scheint die bosnische Unterschrift wahrscheinlich: Bei informellen Gesprächen mit Vertretern islamischer Staaten hat Präsident Alija Izetbegovic nach Informationen der taz bereits Zustimmung signalisiert.
Von den Serben wird verlangt, sich aus einem großen Teil der von ihnen eroberten 70 Prozent Bosniens zurückzuziehen. Schon in der letzten Woche hatte ihr selbsternannter "Präsident" angekündigt, dies sei nicht akzeptabel. Karadzic hielt sich bei Redaktionsschluß noch zu Konsultationen in Belgrad auf. In Genf wurde derweil spekuliert, zwischen ihm und seinem bisherigen Mentor Milosevic sei es möglicherweise zu Kontroversen gekommen.
Zur Annahme beziehungsweise Ablehnung des Plans soll den Kriegsparteien eine Bedenkzeit bis zum 19. Juli eingeräumt werden. Was konkret die Vermittler bei einer Ablehnung unternehmen wollen, blieb allerdings weitgehend im dunkeln. Nach diplomatischen Angaben soll Serbien eine Lockerung der im Mai 1992 verhängten UNO-Sanktionen für den Fall einer Unterschrift Karadzics in Aussicht gestellt werden. Für den Fall einer Ablehnung könnten die Sanktionen weiter verschärft werden. Sollten die Bosnier ablehnen, so riskieren sie die Rücknahme von internationalen Zusagen, Mittel für den Wiederaufbau des Landes nach dem Krieg bereitzustellen. Auch könnten die Maßnahmen zur Durchsetzung des UN-Waffenembargos verschärft werden.